Zukunft der Fernwärme in Berlin- ökologisch & sozial gerecht

  08. Oktober 2025 Aktuelles

Bei unserem Diskussionsabend „Zukunft der Fernwärme – ökologisch und sozial gerecht“ am 30. September in Berlin-Kreuzberg zusammen mit „Berlin erneurbar“ diskutierten Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über die Neuausrichtung des Berliner Dekarbonisierungsfahrplans. Im Zentrum standen die Fragen, wie Berlin künftig klimaneutral und gleichzeitig bezahlbar heizen kann – und welche Rolle die Bürger*innen bei der Wärmewende spielen sollen.

Rückkauf als erster Schritt

Der Rückkauf des Fernwärmenetzes von Vattenfall durch das Land Berlin ist ein großer Erfolg und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer ökologischen und sozialen Fernwärme. Wie unser Campaigner Björn Obmannbetonte, geht es um mehr als technische Modernisierung: um Klimaschutz, soziale Teilhabe und ein bezahlbares Leben. Neue Abhängigkeiten – etwa durch Holz, Müll oder Wasserstoff – müssen vermieden werden, da deren ökologische und ökonomische Bilanz zweifelhaft bleibt.

Echte erneuerbare Alternativen

Für eine nachhaltige Wärmeversorgung muss Berlin stärker auf Abwärme, Geothermie und Power-to-Heat-Technologien setzen. Klimaziele und soziale Gerechtigkeit sind kein Widerspruch, sondern Voraussetzung füreinander. Berlin erneuerbar fordert darum einen verbindlichen Ausstieg aus fossilen Energien, soziale Preisregulierung, Schutz der Mieterinnen und Mieter und eine verbindliche Beteiligung für die Zivilgesellschaft und die Bürger*innen.

Vier Personen sitzen auf einer Bühne und nehmen an einer Podiumsdiskussion teil. Sie sind in ein Gespräch vertieft und halten Mikrofone in den Händen. Die zweite Person von links spricht gerade und gestikuliert mit der rechten Hand, während die anderen aufmerksam zuhören.

Technische und räumliche Herausforderungen

Christine Kühnel vom Reiner-Lemoine-Institut machte in ihrem Input deutlich, dass die Dekarbonisierung der Fernwärme in einer dicht bebauten Stadt wie Berlin eine komplexe Aufgabe ist. Wärmepumpen, Geothermie und Nutzung von industrieller Abwärme  müssen stark ausgebaut werden. Dafür ist en massiver Ausbau des Stromnetzes und großer Wärmespeicher notwendig, um Versorgungssicherheit und Effizienz zu gewährleisten.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) stellte in Aussicht, dass der neue Dekarbonisierungsfahrplan der Berliner Energie und Wärme (BEW) Ende 2025 vorliegen soll. Versorgungssicherheit, faire Preise und Investitionen von rund 2,5 Milliarden Euro seien die Eckpfeiler der kommenden Jahre.

Preisgestaltung und Verbraucherschutz

Markus Kamrad (Verbraucherzentrale Berlin) erinnerte mahnte, dass eine faire Preisgestaltung eine zentrale Rolle spielt, da Fernwärmekund*innen an langfristige Verträge gebunden sind und ein Wechsel fast unmöglich ist.

Susanne Huneke (Leiterin Strategie, Politik & Regulierung bei der Berliner Energie und Wärme (BEW)) erklärte, dass die BEW zwar wirtschaftlich, aber nicht gewinnorientiert arbeiten wird. Sie machte Hoffnung, dass für 2026 nur geringe Preissteigerungen erwartet werden und macht auf eine Änderung nach der Rekommunalisierung hin: seit diesem Jahr sollen die Fernwärmepreise nicht mehr jedes Quartal, sondern höchstens fährlich angepasst werden.

Strukturelle Engpässe und neue Potenziale

Neelke Wagner (PowerShift) kritisierte, dass im Dekarbonisierungsfahrplan von Vattenfall viel zu viel Holz und Müll eingeplant sind, die weder nachhaltig sind und hohe ökonomische Risiken mit sich bringen. Neben finanziellen Fragen sind Fachkräftemangel, fehlende Flächen und begrenzte Netzkapazitäten große Herausforderungen. Als vielversprechende Option gilt die tiefe Geothermie, deren Erschließung jedoch hohe Investitionen erfordert.

Beteiligung und Transparenz

Der neue Dekarbonisierungsfahrplan soll transparenter und inklusiver gestaltet werden, versprach Susanne Huneke. Vertreter*innen aus Umweltverbänden, Verbraucherschutz, Wohnungswirtschaft, Forschung und Verwaltung sollen frühzeitig eingebunden werden, um tragfähige Lösungen zu entwickeln und Akzeptanz zu sichern. Berlin erneuerbar wird diese Angebote wahrnehmen und wird sich dafür einsetzen, echte und dauerhafte Beteiligugsstrukturen für die Bürger*innen und die Zivilgesellschaft bei der BEW zu schaffen.

Einen ausführlichen Bericht zur Diskussion findet Ihr beim BUND Berlin.
Außerdem findet Ihr auf unserem YouTube-Kanal ein Video der Veranstaltung.

 

 

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Foto: Paul Jerchel

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