Im Nürnberger Stadtteil Gostenhof wurden mehrere Straßenabschnitte zu einer Fußgängerzone umgestaltet. Die Idee für den "Superblock Gostenhof" stammt aus dem Bürgerbegehren von Nürnberg Autofrei. Anschließende Aktionstage und Diskussionsrunden mit Politik, Verwaltung und Einwohner*innen führten zu einem Pilotprojekt mit Vorbildfunktion. Wir haben mit Samuel, der sich bei der Initiative Nürnberg Autofrei engagiert, über den Weg zum ersten Superblock der Stadt gesprochen.
Samuel engagiert sich seit 2019 in Nürnberg für eine Stadt mit weniger Autoverkehr. Er geht auf Klimademos, sammelt Unterschriften für das Bürgerbegehren der Initiative “Nürnberg Autofrei” und organisiert Podiumsdiskussionen mit der Politik. “Eher durch Zufall hat sich gezeigt, dass die Forderung nach Superblocks für die Stadtgesellschaft besonders interessant ist”, erzählt Samuel. Die von seinen Mitstreiter*innen und ihm organisierten Infotage sowie Diskussionsveranstaltungen im Stadtteil Gostenhof sind so gut besucht, dass ein CSU-Stadtrat kurzerhand ein Modellversuch ankündigt.
Im Herbst 2023 beauftragt der Stadtrat die Erarbeitung eines Konzepts. Doch bei der Verwaltung stößt die Initiative zunächst auf Vorbehalte. Die erste Ausarbeitung sieht nur zwei Durchgangssperren vor. Zu wenig für die Initiative. “Wir hatten viele Gespräche, mussten zunächst Vertrauen aufbauen und Grundsätzliches klären”, erinnert sich Samuel. Mit Hilfe eines Verkehrsplaners wird das Konzept überarbeitet und schließlich im März 2025 vom Stadtrat beschlossen.
Gemeinsam ins Handeln kommen
Von Beginn an gibt es vor Ort offene Treffen, bei denen sich Nachbarn und Interessierte mit ihren Wünschen und Bedenken einbringen. Für die Umgestaltung der Flächen werkeln Freiwillige aus dem Stadtteil einen ganzen Sommer zusammen. "Es sind viele Leute gekommen, als es konkret wurde. Wir brauchten 15 Hochbeete und 15 mobile Bäume. Da wir nicht wussten, ob wir Geld von der Stadt bekommen, haben wir sehr viel selber gebaut", erzählt Samuel. Der Superblock wird im September 2025 feierlich eröffnet. Die Finanzierung ist mittlerweile durch eine Städtebauförderung abgesichert.
Wie geht es weiter?
Die öffentliche Fläche beherbergt jetzt mehr Bäume, Sitzmöbel und Tischtennisplatten. Die Rückmeldungen und Gespräche sind überwiegend positiv, aber es regt sich auch Widerstand. Einige Menschen beklagen weniger Parkplätze und die Angst vor steigenden Mieten. Die Initiative sucht den Dialog, bietet Gespräche und Führungen an. Das Modellprojekt läuft zunächst ein Jahr, danach entscheidet der Stadtrat über die Fortsetzung. "Im März wird gewählt, dann können sich die Mehrheiten im Stadtrat verändern." Samuel hofft, dass nicht nur der Superblock im Stadtteil Gostenhof bestehen bleibt, sondern viele weitere Superblocks in Nürnberg folgen.
Fotos: Florian Hienle
Unterstützung für lokale Initiativen
Trotz breiter Akzeptanz in der Bevölkerung ist die Umsetzung und Weiterentwicklung von Superblocks mit einigen Hürden verbunden. Initiativen und Bürger*innen können Einwohneranträge oder Bürgerbegehren starten, um das Konzept "Superblocks" bekannt zu machen und erste Maßnahmen in die Umsetzung zu bringen. Die rechtliche Zulässigkeit muss jeweils genau anhand der gewünschten Forderungen geprüft werden und kann sich auch von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Gemeinsam mit Changing Cities e.V. haben wir ein Rechtsgutachten veröffentlicht, das die Rahmenbedingungen für Superblocks und die Einführung mittels Einwohnerantrag oder Bürgerbegehren erläutert. Gemeinsam bieten wir auch individuelle Beratungsgespräche an.
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